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Wappen von Stiten
Krummesser Hof
Krummesser Hof
Krummesser Hof

Vom Rittersitz zum Pachthof


Der Hof vom 14. bis zum 17. Jahrhundert


Die Quellen zur Krummesser Burg bzw. Hof sind leider sehr dürftig. Die erste Nachricht stammt aus dem Jahr 1358. Zu dieser Zeit ist der Ritter  Eghard/Eggert (I) von Crummesse Herr der Burganlage. Eggert diente zu dieser Zeit als Ritter im Gefolge des Herzogs Erich II. von Sachsen-Launenburg. Herzog Erich II. eroberte mit Unterstützung seiner Vettern, der Brüder Albrecht V. und Erich III. zu Mölln und Bergedorf, und der Grafen von Schwerin am 24. August 1358 die Stadt und Burg Plau, die sich in der Pfandschaft des Mecklenburgischen Herzogs Albrecht befand. Vier Wochen nach der Eroberung von Plau, also Mitte September 1358, schlug Herzog Erich II. das Heer Herzogs Albrecht von Mecklenburg, in dem ca. 150 Ritter und Knappen kämpften. Zugleich wurden die Holsteiner, die Krummesse belagert hatten, von den Lauenburgern bei Siebenbäumen geschlagen und 70 Mann gefangen genommen. Da Krummesse offenbar nicht erobert wurde und die Holsteiner sich schon auf der Flucht befanden, scheint die Burganlage doch recht gut ausgebaut gewesen zu sein. Nur bleibt die Frage, weshalb überhaupt die Burganlage angegriffen wurde? Wollten die Holsteiner damit den strategisch wichtigen Übergang über die Stecknitz und die Straßen nach Hamburg und Lüneburg für sich sichern?

Am 6. Februar 1408 verkauft der Knappe Heinrich von Crummesse einen "Horst", der Borchwall genannt, im Kirchspiel Krummesse an Hans Darsow in Lübeck (Abschrift von 1717 in Celle Br. 104b Nr. 272/1 fol. 175-177). Vermutlich ist hiermit der Krummesser Burgwall gemeint. Denn die Darsow scheinen überwiegend die westlich der Stecknitz gelegenen Besitzungen der Ritter von Crummesse zu kaufen, so den Kannenbruch und die [Brömbsen-] Mühle, sowie das halbe Dorf Niemark und das halbe Dorf Kronsforde, die dann zusammen später den Hof Krummesse bilden. Da auch nur noch von einem Horst bzw. Burgwall die Rede ist, scheint kein Gebäude mehr vorhanden zu sein. Dies erklärt vermutlich auch, weshalb sich die Ritter von Crummesse zu dieser Zeit schon auf ihre wehrhaften Höfe in Klempau und Anker zurückgezogen hatten und wir nichts mehr über die Krummesser Burg erfahren. Aber es ist auch möglich, dass sich dieser Verkauf auf einen weiteren Burgplatz auf der Krummesser Feldmark bezieht, denn 1582 wird unter den kirchlichen Besitzungen noch eine Flur "Mattenborch" genannt, die sich definitiv nicht auf den Burghügel westlich des Kanals beziehen kann, denn dort hatte die Kirche keine Besitzungen. Ich vermute, diese zweite Burg könnte im Krummesser Moor/See gelegen haben und war eine schon lange vergangene slawische Burganlage, ähnlich der im Klempauer Moor.

Hofmeister schreibt 1917 zur Burg: Crummesse südlich Lübeck. Der befestigte Stammsitz der vergangenen Familie Crummesse lag östlich des jetzigen Gutes, noch auf dem linken Ufer der Stecknitz, hinter dem Garten der Apotheke. Die Koppel heißt "Alter Hof". Im W durch einen Teich, im N und O durch Moor natürlich gesichert, wurde im S die Befestigungslinie durch einen starken Graben künstlich hergestellt. Die Breite des Grabens schwankt zwischen 15 und 20 m bei einer Tiefe von 4 m. Die Form der Kuppe ist unregelmäßig und durch das Gelände bedingt. Die Ausdehnung von NW nach SO gemessen, beträgt 83 m. Vor 60 Jahren (also 1857) soll noch ein Bergfried erhalten gewesen sein. Ebenso erinnern sich alte Leute einer Burgmauer.

H. Hofmeister: Die Wehranlagen Nordalbingiens, Heft 1, Lübeck 1917

 

Ob tatsächlich um 1857 noch etwas vom Bergfried und Mauerreste vorhanden waren, ist stark zu bezweifeln. Auf der Karte vom Crummesser Hof aus dem Jahr 1839 ist nichts verzeichnet (No.7). Und wenn man davon ausgeht, dass die eigentliche Burg schon um 1400 verwaist war und vermutlich aus Holz und Erde gebaut war, was sollte da außer vielleicht einem Felssteinfundament aus Findlingen nach 400 Jahren noch vorhanden sein? Vielleicht werden die archäologischen Untersuchungen im Sommer 2019 noch ein paar Fragen beantworten.

 

1527 kam der Lübecker Anthon von Stiten durch Heirat mit Barbara von Wickede in den Besitz des Krummesser Hofes. Von Stiten hatte ab Ostern 1512 in Rostock studiert und wurde 1525 Mitglied der Lübecker Zirkelgesellschaft, einem elitären Kreis, in den nur ratsfähige Patrizier aufgenommen wurden. Von Stiten war Besitzer des Dorfes Stockelsdorf und eines Hofes in Hansfelde. 1528 wurde er zum Ratsherren ernannt und ab 1540 war er sogar Lübecker Bürgermeister. Zwischenzeitlich wurde er noch Vorsteher einiger Lübecker Institutionen – zusammengefasst ein sehr wohlhabender und einflussreicher Mann. Was bedeutete das für Krummesse? Schon sein Aufgabenbereich macht klar, dass er hier nicht gewohnt hat: Krummesse war nur eine Kapitalanlage. Hier ließ man sich nur Blicken, wenn man Gericht halten musste (so bspw. 1533),  Lust auf die Jagd hatte oder eine Unterkunft brauchte, wenn man von Lübeck in den Süden nach Lüneburg oder Hamburg reiste. Alles übrige wurde von einem Vogt bzw. Hofmeister, wie es 1582 heißt, erledigt, der regelmäßig in Lübeck Bericht erstatten musste.

 

Am 16. Februar 1551 lädt Anton Stiten seinen neuen Gutsnachbar Christoph Tode  (*1512; † 1575) zu sich in sein Lübecker Kontor. Der Zeitpunkt scheint nicht zufällig gewählt zu sein, denn Tode berichtet, dass sein Vater, Marcus Tode, kürzlich am 4. Februar 1551 in Hamburg verstorben sei, so dass er sich auch noch keinen Überblick über dessen Papiere machen konnte. Von Stiten Überreicht ihm eine Schrift mit Zeugenaussagen, wonach bewiesen sein soll, dass der Hennings Weg (heute Schenkenberger Weg) die Grenze zwischen Krummesse und Bliestorf bildet. Tode, der in Wittenberg Jura studiert hatte, bemängelt in 8 Punkten die nicht rechtmäßige Vorgehensweise von von Stiten und macht einen Gegenbericht mit weiteren Zeugen, darunter auch der Krummesser Pastor. Nach seiner Darstellung und Beweisführung ist es unzweifelhaft, dass der Grenzverlauf hinter dem Neuen Teich am Weg vorm Kannenbruch zum Viert führt (s. dazu auch Karte von 1647 (AHL Kämmerei Nr. 906)).

Die nahe gelegenen Dörfer Trenthorst, Grinau, Wulmenau und Ahrensfelde gehörten dem 10 Jahre jüngeren Franz von Stiten, ebenfalls ein Lübecker Ratsherr. Dieser hatte 1556 angeblich den Rittmeister Conrad Uxelen (auch Curtt Uxel/Oxeln) des Herzogs Franz I. von Sachsen-Lauenburg beleidigt. Daraufhin besetzte dieser, in seiner Ehre verletzt,  mit 600 mecklenburgischen Reitern dessen Güter und weitere lübsche Dörfer. Nahm lübsche Kaufleute als Geiseln und erpresste die Hansestadt um 5000 Taler.  Erst Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg konnte schließlich diesem Treiben ein Ende setzen und Uxel nach Holland vertreiben.

Uxelen hatte das Dorf Tramm in Schutt und Asche gelegt und Genin wie auch den Krummesser Hof verheert. Alles nur, weil er annahm, mit Anton von Stiten auch einen Anverwandten von Franz von Stiten zu treffen. Nur dummerweise waren beide Ratsherren trotz Namensgleichheit gar nicht miteinander verwand, Franz von Stiten war ein Sohn des Wismarer Bürgermeisters Jacob von Stiten und Anton von Stiten ein Sohn des Lübecker Bürgermeisters Hartwig von Stiten. Welche Schäden am Krummesser Hof entstanden sind, ist nicht überliefert. Aber offenbar war hier keine völlige Zerstörung wie in Tramm erfolgt.

Anton von Stiten verstirbt 1564 (H(err) Antonius van Stiten Bürgermeister ein sehr sinrich unde verstendig mhan starff anno 1564 denn 18t Juni waß im rade 36 Jahr) und sein Sohn Gottschalk ((Goßlinck) *1530, + 1588, wohnte HL Mengstr. 26) erbte den Hof. Gottschalk hatte 1545 in Wittenburg studiert und war seit ca. 1550 verheiratet mit Margarethe von Höveln. Aus dieser Ehe ging, soweit bekannt, nur der Sohn Anton von Stiten hervor, der aber schon 1586 mit nur 36 Jahren verstarb, so dass 1588 mit Ableben von Gottschalk von Stiten die Witwe Margarethe von Stiten zur alleinigen Besitzerin von Krummesse wurde.

Die nächste bedeutsame Quelle zum Krummesser Hof ist die sogenannte Stitensche Karte (Kopie um 1760), die fälschlicherweise auf 1660 datiert wurde (s.a. Gemeindeflur), aber höchstwahrscheinlich schon 1609 entstanden ist und die Hofanlage zur Stitenschen Zeit wiedergibt. Auf jeden fall muss die Karte nach dem 5. August 1608 entstanden sein, da rechts von der Kirche in der Ortsmitte ein Kreuz eingezeichnet wurde mit dem Hinweis " alhir werd einer raths  - diener erschossen" (s. Schreckensnacht). Die Mühle wie der Hof werden als Stitenscher Besitz beschrieben, die hier bis 1618 Besitzer waren. Zudem ist links von der Krummesser Brücke ein schwimmender Baum zu sehen, der zur Absperrung der Stecknitz dienen sollte und hier nur 1609 lag (s. NLA HA Cal. Br. 36 Nr. 88 "Notariatsinstrument über die Legung eines Schlagbaums über die Stecknitz in Krummesse, gegen die Stadt Lübeck gerichtet, durch den lauenburgischen Hauptmann zu Ratzeburg und Kammersekretär Wasmut Schacke und Otto Gexius, 1609), so dass die Karte sehr genau auf 1609 datiert werden kann.

 

Wenn die Karte 1660 entstanden wäre, hätte es jeweils als Brömsenscher Besitz genannt werden müssen, denn Heinrich von Brömsen hatte den Hof schon 1618 gekauft und worin sollte der Sinn liegen, Besitzverhältnisse wiederzugeben, die mehr als 40 Jahre zurück lagen?  Der Niediek / Neuer Teich, heute Heideteich, wird fälschlich gänzlich als Stitenscher Besitz gezeigt. Dabei war dieser erst 1634 nach einem Vergleich zwischen Christoph Heinrich von Tode († 1679) und Gotthard von Brömsen als Ganzes zum Krummesser Hof gelangt.

Aber was zeigt die Karte eigentlich? Eindeutig geht es um den zum Krummesser Hof gehörenden Besitz. Es sind Äcker, die Heide und Waldungen mit Begrenzungen besonders hervor gehoben. So sind auffälligerweise viele Baumstümpfe verzeichnet, die abgeholzte Flächen verdeutlichen sollen. Diese sind vermutlich der Hauptgrund für die Entstehung der Karte. Denn 1597 hatte Hzg. Franz II. von Sachsen-Lauenburg widerrechtlich in den Stitenschen Besitzungen Krummesse, Kronsforde und Niemark Bäume fällen lassen. Bei dieser gewaltsamen Aktion waren sogar drei Knechte der von Stitens getötet worden. Ein weiterer Einfall auf herzoglichem Befehl erfolgte 1600. Um Schäden dieser Art gerichtlich geltend zu machen, war es üblich, Karten anzufertigen, die entsprechende Flächen auswiesen. Dies unterstreicht auch der Erklärtext, der mittig über der ganzen Karte steht: "Das Rothe ist deß Hertzogen Veldt, Daß Gelbe der Stitenschen Veldt, Daß Grüne der Toden und Calvens."

 

Vermutlich war diese Karte Bestandteil einer umfangreichen Klageschrift am Reichskammergericht, eine sogenannte Augenscheinkarte, zu den Auseinandersetzungen zwischen Lübeck, der Witwe Margerete von Stiten und dem Sachsen-Lauenburgischen Herzog Franz II., die mit der Inhaftierung des Bergedorfer Schreibers Andreas Grimm 1598 begannen (s. dazu Köppenbarg) und 1608 mit Morden an Ratsdienern und Zerstörungen des Krummesser Pastorates und weiterer Gebäude gipfelten und 1609 zu Gunsten Lübecks und der Familie von Stiten entschieden wurden.

Neben den schon genannten Flächen werden auch viele Gebäude gezeigt. Besonders detailiert wiederum die Stitenschen Besitzungen wie die Mühle und der Hof. Ein Vergleich mit der Krummesser Hofkarte aus dem Jahre 1839 macht klar, dass hier schon der Bereich des heutigen Hofes dargestellt ist. An der Stelle der ehemaligen Burg, direkt an der Stecknitz, ist nichts zu finden nur eine unbebaute Fläche, woraus man wohl schließen muss, dass hier keine Gebäude mehr vorhanden waren, also der alte Bergfried der Crummesses schon lange zerstört oder niedergelegt war. Der Hof ist nur halbseitig von Wasser umgeben, zudem steht hier noch ein Staketzaun parallel zum Ufer. Diese Art der Umzäunung von Verteidigungsgräben war um 1600 üblich (s. bspw. Hof Tüschenbek). Alle Gebäude scheinen Fachwerkbauten zu sein. Das Herrenhaus, die Tore und ein Gebäude auf der gegenüberliegenden Uferseite sind durch Fluger (Zierfähnchen) verziert und dadurch besonders hervorgehoben. Die Hofanlage ist durch zwei Tore zu betreten. An einem gesondert am anderen Ufer stehenden Gebäude ist ein Ziehbrunnen vorhanden. Von hier führt ein Bohlenweg zu einer Brücke am westlichen Tor. Die Funktionen der weiteren Hofgebäude sind nicht weiter erkennbar. Es handelt sich vermutlich um Ställe, Scheunen, Brauerei und Gesindehäuser. Östlich des Hofes ist der heute als Gutsweg bezeichnete Weg zu erkennen, der weiter nach Kronsforde führt. Neben der Ansicht vom Tüschenbeker Hof von 1597 gibt auch eine Fotografie des ehemaligen Schulenburger Herrenhauses bei Oldesloe einen Eindruck wie das Krummesser Herrenhaus zu Beginn des 17. Jahrhunderts ausgesehen haben könnte. Die heutige Hofanlage ist mit ihren Wirtschafts- und Wohngebäuden eine Weiterentwicklung der ehemaligen Vorburg.

Im Oktober 1625 bezieht der antikaiserliche Söldnergeneral Graf Peter von Mansfeld (* 1580; † 1626), mit 12.000 Mann aus dem Bremischen heranrückend, sein Winterquartier im Herzogtum Lauenburg, hauptsächlich um zu verhindern, dass die Hansestädte Hamburg und Lübeck die Kaiserlichen Truppen mit Lebensmitteln versorgen. Da Lübeck sich weigert seine Truppen mit Nahrungsmitteln zu versorgen, lässt er auch Anfang Dezember die Lübschen Besitzungen einnehmen, darunter auch Krummesse. Der lübeckische Stadtoberst von Wendelstein wird vergeblich ausgeschickt, um die Mansfelder zu vertreiben. Erst Thomas von Wickede kann mit 160 Mann zu Fuß und einer Kompanie Reiter den marodierenden Soldaten etwas entgegensetzen und ihnen wieder Beute abnehmen: „Da sind die Buben viele mit Hilfe der bedrängten Bauern auf der Heide erschlagen, teils in der Hast über Hansfelde entflohen, da sie bei Moisling und Genin über die Trave setzen wollten, ersoffen, teils auch gefangen eingebracht nebst 6 Rüstwagen voller Beute.“ Im Februar 1627 ziehen die Truppen endlich wieder ab.

Am 27. August 1626 schlägt Tilly das Heer König Christians IV. in der Schlacht bei Lutter am Barenberge und so kommt es 1629 zum sogenannten Lübecker Frieden, mit dem sich der dänische König aus dem Krieg zurückzieht und man auf gegenseitigen Schadensersatz verzichtet. Doch leider bedeutete dies noch lange kein Ende der Drangsale. 1636 durchzogen schwedische Truppen plündernd das Land.

 

Mitten in diesen unruhigen Zeiten verpachtet 1628 der Krummesser Gutsbesitzer Heinrich von Brömsen ( *1569, † 1632) seine Weiden und Stoppelfelder zur Grasung an Hartwich Bokell. Bokel war 1619 als Schwarzenbeker Amtsschreiber vereidigt worden. Bokels Gesinde nebst den Molken (Melkern) soll ihre Logierung auf dem Bergfried nehmen. Bei diesem Bergfried handelte es sich vermutlich um das zweistöckige Gebäude mit den beiden Flugern auf dem Dach ( Der Barchfrede - ein nach damaligen lübeckischen Gewohnheiten in Ständerwerk aufgeführtes Wohnhaus (s. H. Weimann, St. Marien Jahrbuch 1957/58 S. 41 ff)).
 
Der kaiserliche Generalleutnant Matthias Graf von Gallas (*1584; † Wien 1647) war bei der Verfolgung des schwedischen Feldmarschalls Johan Banér, der 1636 die Schlacht bei Wittstock gewonnen hatte, 1638 nach Mecklenburg und ins angrenzende Lauenburg und so vor die Tore Lübecks gekommen. Durch Hunger und Krankheiten war sein Heer im Sommer 1638 von 40.000 Mann auf 15.000 Mann dezimiert worden. Mitte Juni 1638 erreichte er schließlich in Verhandlungen mit der Stadt Lübeck eine Zahlung von 240 einfach Römermarcken an Verpflegungsgeldern.

In diesem Zusammenhang fand auch bis Ende April eine Einquartierung von Truppen auf dem Krummesser Hof statt. Hier hatte der Obrist Graf Adolf von Puchheim (*ca. 1600; † Prag 1639) mit seiner Reiterei gelegen. Wie viel von seinen ursprünglichen 2000 Reitern es bis nach Krummesse geschafft hatten, ist nicht bekannt. Aber die Verwüstungen waren beträchtlich. Gotthard von Brömsen ließ die Schäden notariell dokumentieren, um sie dem Kaiser in Rechnung zu stellen: Da waren die Felder von Pferden zertreten, das herausgekommende, zum Teil schon in Ähren stehende Korn abgefressen. Nur einmal wird ein Weizenfeld von sechs Scheffeln Aussaat genannt, die übrigen Felder waren Roggenfelder.  Das hölzerne Stacket (Lattenzaun) um den Krautgarten war abgebrochen und verbrannt, vom Viehhaus die Hälfte des Strohdaches abgerissen, vom Bienenhaus das ganze Dach, und die Bienenkörbe waren umgeworfen. Aus den Fachwerkmauern waren die Mauersteine zum Teil herausgestoßen, Betten zerrissen und die Federn ausgestreut. Biertonnen zerschlagen und die Stücke umhergeworfen, große Eichbäume umgehauen, zum Teil durch Anbohrungen und mit Pulver zu Fall gebracht, selbst an den Mühlwerken wurden mutwillig Beschädigungen ausgeübt, von den Rädern die eisernen Reifen abgeschlagen – das war jetzt nicht nur sinnloser Wandalismus, Metall war rar und nötig, um neue Waffen zu schmieden.

Sieben Jahre später ließ Gotthard von Brömbsen das jetzige Herrenhaus erbauen, an welchem noch die Jahreszahl 1645 erhalten ist. So ein Bauvorhaben, noch während des Krieges entstanden, mag ungewöhnlich erscheinen, doch wurden beispielsweise die Herrenhäuser von Ritzerau (1634) und Mori (1639) zu ähnlicher Zeit errichtet. Vermutlich hatte von Brömbsen kein Interesse mehr,  Geld in die alten und teilweise zerstörten Gebäude zu stecken, und wollte einen neuen repräsentativen Bau mit anschließendem Garten, wie es dem Zeitgeschmack entsprach. Dieses Gebäude wurde 1814 leider durch einen Brand größtenteils zerstört. So wurde auf den Grundmauern das heutige schlichte klassizistische Gebäude errichet.

s. hierzu auch "Lübeckische Stadtgüter II. Crummesse. Niemark. Moisling. Roggenhof.
Klein-Steinrade. Karlshof von E. F. Fehling, Lübeck 1905:
Darin die weiterführende Geschichte des Lübschen Stadtgutes Krummesse von 1759 bis 1900

Kartenausschnitt von 1839
Krummesser Hof
Krummesser Hof
Krummesse_Stecknitzkarte.804.JPG
Herrenhaus-Krummesse.jpg
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