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Das Luckner Kreuz

auf dem Kirchhof

von Hannelore Viewiebe

 

Es ist wieder eine Geschichte, die im 19. Jahrhundert beginnt, sich aber bis in die heutige Zeit hineinzieht. Das Luckner Kreuz auf unserem Kirchhof ist jedem bekannt. Zählt es doch dort, wie wir auf der aktuellen Kirchenseite sehen, als Gedenkstein der anonymen Urnenbeisetzungen. Kaum jemand weiß jedoch, um welchen Luckner es sich hier handelt und was er mit Krummesse zu tun hatte. Wer war dieser Graf Luckner, der einst auf unserem Kirchhof die letzte Ruhe fand?

Die Inschrift des Kreuzes ist kaum noch zu lesen und nur mit Mühe gelang es mir, sie zu entziffern.
                                    
  Hier ruhet in Gott
  Alexander Graf Luckner
  geb. 3. März 1830
  gest. 19. April 1879
  Jesus meine Zuversicht


Ach ja, da war doch mal was, als Kind hörte ich davon, nur, was war es.
Meine Neugier war wieder mal geweckt und ich begab mich auf die Spurensuche.

Mein erster Gedanke war das Kirchenbüro.

Wo sonst sollte man über den Grafen etwas wissen, wenn nicht dort. Weit gefehlt. Niemand wusste es und die Erklärung, er war wohl hin und wieder hier zu Besuch, stellte mich gar nicht zufrieden.

Warum, so dachte ich mir, steht ein Grabstein mehr als 100 Jahre auf dem Kirchhof, wenn der, dem er galt, so unbedeutend war. Die Neugier wuchs mehr und mehr. Zum Glück gibt es das Internet. So fand ich erst eine Verbündete, die mir beim Suchen half, und dann eine Spur hin zum Grafen. Auf general.net kam die Überraschung. Dieser Graf Luckner hieß mit vollem Namen Carl Friedrich Erich Alexander von Luckner, war der Urenkel des französischen Marschall Nikolaus von Luckner und kein geringerer, als der Graf zu Crummesserhof. Jetzt suchte ich Hilfe im Kirchenarchiv Lübeck und geriet dort an Frau Tank. Von ihr bekam ich einen Hinweis auf ein Armenlegat und den Auszug aus dem Kirchenbuch mit dem Sterbeeintrag der Gräfin Charlotte von Luckner. Weitere Informationen würde ich im Krummesser Kirchenbüro finden, meinte sie. Diese erwies sich aber schwieriger als gedacht, nach einigem Hin und Her erhielt ich dann auch hier einen Kirchenbuch Auszug vom Sterbefall Alexander v. Luckner, sowie zwei Dokumente über das Armenlegat. Schlechte verwischte Kopien. Nicht so viel, wie ich erhoffte, aber ein Anfang.

Da das Internet nichts wissenswertes mehr hergab, wandte ich mich an das Landesarchiv in Schleswig. Dort legte man mir eine dicke Akte zum Thema Armenlegat Graf von Luckner vor.


Mühsam kämpften meine Begleiterin und ich uns durch die Seiten, die natürlich alle fein säuberlich in deutscher Schrift vor uns lagen. Um es gründlich zu lesen, fehlte die Zeit, also markierten wir einige Seiten und baten um Kopien. (ca. 30 Seiten) Der beste Fund war für uns ein eigenhändig geschriebener Brief des Grafen an Herrn Pastor Elfelt, in dem er die Geldspende bestätigt und er sich beim Pastor für die kurze glückliche Zeit, die er mit seiner Frau auf dem Hof verleben durften, bedankt. Er bittet darum das Andenken an die Gräfin zu bewahren.
Schritt für Schritt kam ich weiter. Mir fehlte jedoch die Antwort auf die Frage, wo hat er auf dem Krummesser Hof gelebt.


Im Jahre 1852/53 war das Gut schon lübsch und der Pächter hieß Düring. Ein Nachkomme jenes Pächters, der Jochen Düring, war Radio Reporter. Seine Stimme kannte man aus der Sendung „Von Binnenland und Waterkant“. Vor einigen Jahren soll es da eine Sendung über das Krummesser Stadtgut gegeben haben. Hier wurde auch der Graf von Luckner erwähnt. Dieser Aussage nach lebte der Graf im Herrenhaus, während der Pächter Düring das Verwalter Haus links davor bewohnte. Ich bin mit dem NDR in Verbindung getreten und habe mich nach dieser Sendung erkundigt. Nach vielem Hin und Her und mehrmaligem Erklären warum ich mich dafür interessiere, kam keine Mail mehr zurück.
Meine Spurensuche geriet ins Stocken.


Eine Möglichkeit war noch, über die Nachfahren zu gehen. Die Grafen von Luckner sind noch weitverbreitet und einige sogar im Internet vertreten.  Welcher Graf ist für mich der Richtige, und darf ich die Familie damit belästigen? Das waren die Fragen, die mich beschäftigten. Doch meine Neugier siegte. Nicht viele der im Internet vertretenen Grafen von Luckner hatte eine Mailadresse. Ich suchte mir den Fotografen Ferdinand Graf v. Luckner heraus und schilderte per Mail detailliert mein Anliegen. Zu meiner Überraschung bekam ich wenige Tage später eine Antwort aus der Schweiz. Herr Nikolaus Graf von Luckner bedankte sich für mein Interesse und freute sich über die Kopien, die ich ihm zukommen ließ. Er war gerade selber mit der Nachforschung seiner Ahnen beschäftigt, da konnte er mir noch ein Foto von Graf Alexander von Luckner senden. Ferner verwies er mich an die Urururenkelin des Grafen.


Leider konnte Sie mir keine Neuigkeiten mitteilen, da die Nachfahren alle aus der 2.Ehe des Grafen mit Adelgunde Wilhelmine Elisabeth Tutein stammen.  Die Familie von Luckner bedankten sich jedoch, da sie aufgrund meiner Nachforschungen einen Kirchenbuch Auszug bekamen und somit endlich wissen, wo Alexander v. Luckner beigesetzt wurde.
Ein herzliches Dankeschön geht von mir an die Familie von Luckner.
Eine Frage jedoch bleibt offen. Wie kam es zu dem Titel Graf zu Crummesserhof?


Ich suche weiter nach Hinweisen und hoffe eines Tages auch fündig zu werden. Vielleicht lässt sich das Geheimnis ja lichten. Vielleicht ist es hier aber auch so, dass er den Titel zu Crummesserhof nur trug, weil er dort lebte. Egal wie, Graf Alexander von Luckner hat mit seinem Legat jahrelang den Armen vom Krummesser Hof sowie der Kirche im Ort geholfen. Er gehört zur Geschichte unseres Dorfes.

 


Zur Person Alexander Graf von Luckner

Carl Friedrich Erich Alexander von Luckner wird am 3.3.1830 als zweites Kind des Ferdinand Christoph Wilhelm von Luckner, Graf zu Schulenburg und dessen Ehefrau Isidora Alexandria Mathilde Stollberg-Stollberg in Schulenburg geboren. 1848 tritt er als Secont Leutnant in das Offizier-Corps der Holsteinischen Armee ein. 1849 wird er dort schon als Premier Leutnant geführt. 1852 heiratet er Charlotte Wilhelmine Marie von Moltke. Die Trauung findet in der Schlosskirche von Kopenhagen statt.
Von 1852, bis zum Tode der Gräfin Charlotte von Luckner, lebte der Graf Alexander von Luckner auf dem Krummesser Hof. Aus dem Kirchenbuch Krummesse geht hervor, dass Gräfin Charlotte von Luckner, wohnhaft Crummesserhof, am 30. Januar 1853 verstarb und am 3. Februar in Krummesse beigesetzt wurde.


Wie aus einer Vielzahl von Papieren zu ersehen ist, spendet Graf Alexander von Luckner zu Ehren und Gedenken an die Gräfin ein Legat zu Gunsten der Armen vom Crummesserhof und der Kirche zu Crummesse.
Graf von Luckner verließ jedoch Krummesse. Er zog nach Eichede und später nach Lübeck. In Lübeck verstarb er, wie die Kirchenbuch Eintragung bestätigt, am 19. April 1879 und wurde 23. April auf dem Krummesser Friedhof beigesetzt.


Sein Armenlegat lief jedoch erst 1925 aus. Unbedeutend war dieser Graf zu Crummesserhof für unser Dorf also nicht. Wie hoch muss das Legat gewesen sein, wenn es so lange reichte.
Ich hoffe, dass ich dazu beitragen konnte, das Bewusstsein für Alexander von Luckner Graf zu Crummesserhof wieder etwas zu schärfen. Denken wir nicht nur an unsere Lieben, wenn wir vor dem Stein stehen, denken wir auch einmal kurz an den Besitzer des Steines und hoffen, dass sein Andenken noch lange gewahrt wird.


Nachtrag

Bei der Übersetzung des Briefes fiel mir auf, wie feinfühlig und liebevoll der Graf hier im Alter von 23 Jahren schreibt. In meinem Kopf verfestigte sich sofort das Bild eines sensiblen Mannes, der seine Frau liebte.
Wie Recht ich damit hatte bestätigte mir seine Urururenkelin. Ihre Mutter lebt noch und die alte Dame kann sich dran erinnern, dass ihre Großmutter der Mutter den Grafen immer als warmherzigen, sensiblen, liebenswerten Mann schilderte.

Nachtrag II

Luckner war Mitglied in der Schleswig-Holsteinischen Gesellschaft für Landeskunde.

1856 kaufte Alexander Luckner den Hof Eichede von Herrn von Schrader für 175.000 Mark und verkaufte diesen dann weiter an W. Rehoff (s. Verhandlungen vor dem Oberappellationsgericht Hamburg 1860-1866).

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Luckner Kreuz
Graf Luckner.jpg
Krummesser Hof
Christinenhof Eichede
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